11.03.2016: Bis 2010 haben uns die Bilder von Legehennen in Käfigbatterien geschockt. Dann hat Deutschland noch vor der Europäischen Union den Ausstieg aus dieser grausamen Haltung beschlossen. Ab dem 01.01.2010 durften Hennen nicht mehr so gehalten werden. Seit 2012 gilt dieses Verbot auch EU weit.
Die Humane Society International hat einen Bericht zu „International Finance Institution,Export Credit Agengies and Farm Animal Welfare (Internationale Finanzinstituttionen, Exportkreditagenturen und Tierwohl)“ herausgegeben. Erschreckendes ist dort zu lesen.
Die Quälerei läuft im Verborgenen weiter
Europäische Mitgliedsstaaten unterstützen mit Hilfe öffentlicher Finanzmittel die Errichtung und Vergrößerung von Megaställen außerhalb der Grenzen der Europäischen Union. Das Grausame daran: Die Ställe entsprechen nicht den Anforderungen des Europäischen Tierschutzgesetzes.
Die Mitgliedstatten bedienen sich zweier Möglichkeiten, um solche Anlagen zu realisieren und zu fördern.
Zum einen gibt es Internationale Finanzinstitutionen (IFIs). Ihre Mitglieder setzen sich aus EU Staaten zusammen. IFIs stellen Finanzkapital bereit, mit dem neue Anlagen gebaut werden können. Internationale Finanzinstitutionen sind beispielsweise die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) oder die International Finance Corporation, IFC, ein Teil der Weltbankgruppe.
Zum anderen gibt es die Exportkreditagenturen (ECAs) der Mitgliedsstaaten. Und hier wird es interessant. Denn diese Agenturen übertragen das wirtschaftliche Risiko auf den Steuerzahler, von zum Beispiel im Falle eines Käfigbatterie-Exporteur (Big Dutchman, um mal einen zu nennen). Diese Kreditgarantien werden auch Hermesbürgschaften genannt. Die Crux dabei: Diese Käfigsysteme dürfen hier zulande gar nicht mehr verwendet werden! Das Ziel von Hermesbürgschaften ist die Erhaltung von Arbeitsplätzen. Anscheinend haben die Bürgschaften aber nicht davor bewahren können, dass Big Dutchman im Jahre 2014 35 Mitarbeiter entlassen musste. Der angegebene Grund war die Krise zwischen der Ukraine und Russland.
Was bedeutet das jetzt konkret?
Internationale Finanzinstitutionen haben in den vergangenen Jahren Millionen Euro in die Errichtung von Haltungsanlagen für Schweine und Mastgeflügel in China und der Ukraine gesteckt. Dabei wurde auch erkannt, dass die Tiere nicht EU-konform gehalten werden. Dennoch hat das nicht dazu geführt, die Gelder zurückzunehmen, beziehungsweise gar nicht zu verwenden.
Deutschland hat Hermesbürgschaften an Big Dutchman und Salmet vergeben, die die Ausrüstung zur Errichtung riesiger Käfigbatterieanlagen in der Ukraine geliefert haben. Avangard, der größte Legehennenhalter der Ukraine konnte seine Tierbestände auf 20 Millionen Tiere mit einer jährlichen Eierproduktion von über sechs Milliarden Eiern ausweiten. Die Ukraine gilt mittlerweile als zweitgrößter Eierproduzent der Welt, Indien ist der Größte. Der Bundesregierung war von Anfang an klar, dass die Haltung der Hennen weder dem EU-Recht noch dem deutschen Tierschutzgesetz entspricht. Dennoch wurden Bürgschaften in Höhe von 26,4 Millionen Euro übernommen.
Was hat das alles mit dem Verbraucher zu tun?
Allein 2015 hat die Ukraine unter begünstigten Zollbestimmungen 4.500 Tonnen Eier zum Beispiel in Form von Trockenei in die EU eingeführt. Dieser Rohstoff wird gerne von großen Unternehmen zur Herstellung von Kuchen oder Fertiggerichten verwendet. Auf der Verpackung muss nicht deklariert werden, woher die Eier tatsächlich stammen. Der Verbraucher wird schlicht im Dunkeln gelassen, was die Herkunft und Haltung der Legehennen angeht. Ein Skandal, der durch Steuergelder gefördert wurde.
Woran erkenne ich ob ein Lebensmittelhersteller Qualeier verwendet?
Leider gibt es bisher keine Haltungskennzeichnungspflicht bei Eiern aus Drittstaaten. PROVIEH fordert diese vom Gesetzgeber, denn es sollte jedem Konsumenten die Möglichkeit gegeben werden, zu erkennen, woher die Eier kommen und unter welchen Umständen die Tiere gehalten wurden.
Mittlerweile deklarieren einige Hersteller freiwillig, welche Eier verwendet wurden (Bodenhaltung, Freilandhaltung, Ökolandbau). Aufmerksam sollte jeder werden, wenn auf der Verpackung keine näheren Angaben zu den Eiern gemacht werden. Finger weg, denn dann liegt der Verdacht nahe, dass es sich um Käfigeier oder noch schlimmer Eier aus Legebatterien handeln kann.
Hühner selber halten:
www.bauernhahn.de
www.stadtlandeier.de
Hier finden Sie eine Auflistung einiger Lebensmittel-Hersteller, Lebensmitteleinzelhändler und Gastronomiebetriebe, die sich bewusst gegen den Einsatz von Käfigeiern entschieden haben.
Stefanie Pöpken
Quelle: Humane Society International, Februar 2016: International Finance Institutions, Export Credit Agencies and Farm Animal Welfare.
Fotos: oben - deutsches Tierschutzbüro, unten - www.pixabay.de