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Boden, Wasser und Luft

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Viele Grundwasservorkommen in Deutschland weisen erhöhte Nitratwerte auf. Laut einer Studie des Umweltbundesamtes (Uba) von 2014 übersteigen bereits 15 Prozent der Grundwasservorräte in Deutschland den Nitratgrenzwert von 50 Milligramm pro Liter, Tendenz steigend. Hauptursache ist die industrielle Massentierhaltung: Denn viele Tiere produzieren viel Gülle.

Sorgenkind Grundwasser

In der Gülle stecken große Nitratmengen (Stickstoffverbindungen) sowie Phosphor und andere Nährstoffe. Das macht sie zu einem wichtigen Wirtschaftsdünger. In einem geschlossenen Nährstoffkreislauf eines landwirtschaftlichen Betriebs ist die Ausbringung von Gülle eine gute Sache. Doch in der Massentierhaltung fällt derart viel Gülle an, dass viele Böden inzwischen überdüngt sind. Die Pflanzen können die hohen Nitratmengen nicht mehr aufnehmen und die überschüssigen Nitrate versickern im Boden oder gelangen umgewandelt als Treibhausgase in die Atmosphäre. So kommen sie auch ins Grundwasser, in Bäche, Flüsse und Meere. Wird die Speicher- beziehungsweise Aufnahmekapazität der Böden und Pflanzen überschritten, führt das unweigerlich zu einer Belastung und Verschmutzung. Der Kreislauf ist nicht mehr im Gleichgewicht. Wird Nitrat über die Nahrung aufgenommen, wandelt es sich im Körper zu Nitrosaminen um. Diese stehen im Verdacht krebserregend zu sein. Für Säuglinge kann Nitrat im Wasser zur Erstickung führen, denn die Nitrosamine behindern den Sauerstofftransport im Blut. Nitratbelastetes Wasser wird mit hohem Kostenaufwand gesäubert, um es trinkbar zu machen. Die Kosten trägt der Steuerzahler.

Medikamente im Boden

Das durchschnittliche jährliche Gülleaufkommen in Deutschland liegt bei rund 310 Millionen Kubikmeter. Zum Vergleich: Das ist in etwa so viel wie die Wassermenge aus 99 olympischen Schwimmbecken (50m x 25m x 2,5m). Hinzu kommen heute noch jede Menge Pestizide, Herbizide und Insektizide, die auf die landwirtschaftlichen Flächen ausgebracht werden. Diese belasten die Böden und das Grundwasser zusätzlich. Eine weitere Gefahr lauert in den Medikamenten, die mit der Gülle auf die Felder gelangen. Die industrielle Massentierhaltung kann nur durch den massiven Einsatz von Antibiotika bestehen. Auch Mittel gegen Parasiten, Entzündungen und zur Behandlung von Pilzinfektionen sowie hormonell wirksame Substanzen werden häufig gegeben. Doch je nach Wirksubstanz werden bis zu 90 Prozent der Wirkstoffe nach der Verabreichung unverändert wieder ausgeschieden. Viele dieser Wirkstoffe halten sich lange in der Umwelt, reichern sich an und sind wasserlöslich. In Bächen und Flüssen sind viele dieser Arzneimittel nahezu flächendeckend nachzuweisen. Selbst im Grundwasser sind bereits Arzneimittelrückstände gefunden worden.

Bislang sind die Langzeiteinflüsse der Wirkstoffe auf die Bodenflora und –fauna nicht abzusehen. Es kann allerdings gesagt werden, dass sie eine abtötende Wirkung auf Bakterien und Parasiten haben. Zudem können Antibiotika-resistente Organismen durch Antibiotikarückstände gefördert werden und dadurch die Flora des Bodens in ihrer Zusammensetzung verändern.

EU-Kommission eröffnet Verfahren gegen Deutschland

Durch die zunehmende Industrialisierung der Landwirtschaft hat die Europäische Union Strategien und Ziele zum Umweltschutz entwickelt und formuliert. Seit 1991 gibt es die EU-Nitrat-Richtlinie, 2000 folgte die EU-Wasserrahmen-Richtlinie und zuletzt 2008 die EU-Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie. Alle Richtlinien dienen dem Ziel, die Überdüngung aus der Landwirtschaft zu stoppen. Deutschland hat es bisher nicht geschafft, die Richtlinien in dem Maße umzusetzen, dass sich eine erhebliche Besserung der Situation ergeben hätte. Deshalb muss sich Deutschland jetzt vor Gericht verantworten.

Was können wir tun?

Auf den ersten Blick werden durch die industrielle Landwirtschaft billige Lebensmittel produziert. Doch wenn wir genauer hinschauen, erkennen wir, dass wir dafür teuer bezahlen. Gerade der Hunger nach massenhaft produziertem, billigem Fleisch zerstört unsere Böden und damit unsere zukünftige Lebensgrundlage. Die Landwirte befinden sich inmitten eines ungesunden Wettbewerbs, den am Ende alle teuer bezahlen: Es gewinnen diejenigen, die die Kosten am besten auf die Allgemeinheit und auf unsere nächste Generation abladen können. Bereits heute mussten Wasserversorger in Deutschland einige Brunnen aufgrund der hohen Nitratbelastung schließen. Boden, Wasser und Luft sind essentiell für unser (Über-)Leben und die Grundlage unserer Ernährung. Deshalb sollten wir keine Zeit mehr verlieren – bezahlen wir heute einen fairen Preis für unsere Lebensmittel, entscheiden wir uns damit für eine nachhaltige Landwirtschaft, die auch unsere Enkel und Urenkel noch ernähren kann.

Stefanie Pöpken

 

Beitrag der Tagesschau, 07.11.2016: Klage wegen Nitrat-Belastung in Deutschland - Ignorieren, hinhalten, versagen


 

 

 

 


Alle Jahre wieder... Fakten zur Vogelgrippe

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Fünf Fakten zur Vogelgrippe H5N8:

  • Bislang sind Wildvögel in Schleswig-Holstein und möglicherweise Baden-Württemberg betroffen.
  • Das Friedrich-Löffler Institut behauptet wie auch in der Vergangenheit felsenfest, dass Wildvögel für die Verbreitung von H5N8 verantwortlich sind. Hauptverbreiter des Virus ist jedoch die industrielle Massentierhaltung.
  • Wildvögel können den Vogelgrippeerreger in sich tragen, vornehmlich stecken sie sich jedoch zum Beispiel durch den Kontakt mit Exkrementen, Abfällen und kontaminierten Futtermitteln aus der industriellen Geflügelhaltung an.
  • Durch den Handel mit Zuchttieren, oder den Transport von Schlachtgeflügel bei Missachtung von Hygienemaßnahmen wird die Ausbreitung von Vogelgrippe vorangetrieben.
  • Leidtragende sind die Wildvögel und das freilaufende Geflügel - letzteres wird jetzt wieder in Ställe eingesperrt, für die Halter von Weihnachtsgänsen der blanke Horror.

Weitere Lektüre zum Thema:

Name gesucht!

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Im Herbst 2015 verhalf PROVIEH der Galloway-Kuh Fee zu einem neuen Zuhause. Bei Ulf Dorendorf und seiner Familie hat sie einen Platz auf Lebenszeit gefunden. Jetzt ist sie stolze Mutter eines kleinen Bullenkalbes geworden. Über Fee und ihr Kalb werden wir ausführlich in unserer PROMA-Winterausgabe 04/2016 berichten.

Vorher brauchen wir allerdings Ihre Hilfe, denn Fees Kalb hat noch keinen Namen. Wir haben Familie Dorendorf versprochen einen geeigneten Namen zu finden.

Bis zum 25. November können Sie uns unter info@provieh.de Stichwort „Fees Kalb“ Ihren Namensvorschlag senden. Er wird in unserer Winterausgabe des Vereinsmagazins bekanntgegeben.

 

Fee und ihr Kalb sagen: „Muuuuuh!“ (Kuhisch für Danke)

 

 

 

 

 

Erfolgreiches Tierschutztrainerseminar auf NABU Gut Sunder

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Unter dem Motto „Der Ringelschwanz bleibt ganz“ fand dieses Jahr zum ersten Mal ein Tierschutztrainerseminar auf dem NABU Gut Sunder in Niedersachsen statt. 23 Bundesfreiwilligendienstler entschieden sich für eine Teilnahme– das Seminar war somit komplett ausgebucht.

Wir hatten ein volles Programm: Neben zahlreichen Vorträgen zu den verschiedenen „Nutz"tieren und deren Haltung, gingen wir auch auf Themen wie den Klimawandel und den Umweltschutz ein. Wir veranstalteten außerdem zwei Filmabende, die auf große positive Resonanz stießen (siehe auch unten unsere Filmtipps).

Frau Heinen vom Gut Sunder hat uns für den Kurs gebucht und im Vorwege fantastische Arbeit geleistet.  Sie hat uns ein paar wunderbare Höfe herausgesucht, die wir dann mit den Teilnehmern besuchen konnten. Vielen Dank dafür!

Unsere Besichtigungen

Am zweiten Tag des Seminars stand zunächst eine Besichtigung des Gutes Holtau in Boye an. Hier werden Freilandschweine, Enten, Gänse und Wildschweine gehalten. Ein weiterer Betriebszweig ist die Pferdepension.

 

An die Tausend Gänse (alle lagen mit ihrer Schätzung weit darunter) werden auf dem Gut aufgezogen und dann am Haus in der eigenen Schlachterei geschlachtet sowie im Hofladen vermarktet.
 

Die Schweine leben ganzjährig im Freien.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bei den Wildschweinen ist besondere Vorsicht geboten, die Bachen (weibliche Wildschweine) können gerne mal über den Zaun springen. Wir waren alle von den kleinen gestreiften Frischlingen angetan.

 

Am dritten Seminartag haben wir uns die Hutweide angesehen. Auf 70 Hektar extensivem Grünland werden Heckrinder und Przwalski-Pferde gehalten.

Da es zu viele Rinder auf der Fläche gibt, müssen sie zugefüttert werden.

 

Der vierte Tag führte uns zu den Heidschnucken der Familienschlachterei Fischer in Wietze.

Auf gut 20 ha können die Heidschnucken grasen.


 

 

 

 

 

 

 

 

Wir haben viel gesehen, geredet, diskutiert, gelacht, gut gegessen und getrunken. Es war eine tolle Gruppe junger und junggebliebener Menschen.
Das NABU-Gut Sunder hat uns schon direkt für das nächste Jahr gebucht. Vom 09.10 – 13.10.17 heißt es dann wieder „Der Ringelschwanz bleibt ganz“. Wir freuen uns darauf.
 


Filmtipp:

„Temple Grandin“ mit Claire Danes. Das Leben und Wirken der Temple Grandin, die die Schlachthäuser in den USA revolutioniert hat.

„Unbranded“ mit wilden Mustangs quer durch die USA – vier junge Männer wagen diese Reise.

Geflügeltod durch das Vogelgrippe-Virus H5N8: Spielen Lüftungsanlagen eine Rolle?

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Das Vogelgrippe-Virus H5N8 ist in Deutschland wieder da. Es erzeugt Geflügelpest, eine aggressive Form der minder schweren Vogelgrippe. Jetzt, im November, ist es kalt genug, dass die Viren auch in der Luft überleben können. In Schleswig-Holstein wurde H5N8 erst in verendeten Reiherenten und wenigen anderen Wasservögeln am Plöner See gefunden, dann in anderen Gewässern im östlichen Teil von Schleswig-Holstein, und jetzt auch in einem geschlossenen Legehennen-Zuchtbetrieb in Grumby (Angeln, nordöstlich von Schleswig gelegen). Bemerkenswert ist dort ein Ereignis, mit dem die Geflügelpest begann: Die Lüftungsanlage war für eine Weile ausgefallen. Derartige Pannen stellen für Tiere aller geschlossenen Massenhaltungen ein ernstes, viel zu wenig beachtetes Problem dar.

Warum? Weil die ausgeatmete Luft der Tiere und die Ausdünstungen aus deren Gülle nicht mehr von außen durch Frischluft ersetzt werden können, sondern stundenlang immer wieder eingeatmet werden müssen. Und sollte das Virus H5N8 in Grumby vor der Lüftungspanne schon wenige Hennen infiziert haben, so hätte es in der schlechten Luft ideale Bedingungen gehabt, sich in den Hennen zu vermehren und sich im Betrieb auszubreiten mit der Folge, dass die Geflügelpest ihren Lauf nahm.

Doch woher könnten die ersten H5N8-Viren in den Stall gelangt sein? Durch Wildvögel jedenfalls nicht, denn die Zuchthennen lebten wie im Hochsicherheitstrakt, abgeschirmt von der Außenwelt, wie Landwirtschaftsminister Robert Habeck betonte. Also bleiben nur zwei andere Möglichkeiten: Entweder sind die Viren durch virenhaltige Frischluft von außen in den Stall geraten oder, oder durch Futter oder andere Produkte, die zum Betrieb per LKW geliefert wurden (verschmutzte Gummistiefel von Mitarbeitern sollten keine Rolle gespielt haben).

2014 war das Virus H5N8 schon einmal in Europa, hergekommen aus Südkorea und gelangt nach England, in die Niederlande und nach Deutschland. Damals hieß  es, Wildvögel hätten das Virus von Südkorea hierher transportiert. Doch diese Meinung widerspricht dem Verlauf der Zugvogelrouten. Handfeste Hinweise gibt es vielmehr, dass das Virus durch die global vernetzte Entenindustrie von Südkorea nach England, Holland und Deutschland verschleppt worden war. Nach einer britischen Studie von 2007 wohnt der vernetzten Entenindustrie sogar ein besonders hohes Risiko für die Verbreitung aggressiver Vogelgrippe-Viren inne, denn industriell gehaltene Enten können wie Wildenten nach einer Infektion noch wochenlang einen gesunden Eindruck machen, so dass bei Transporten solcher Farm-Enten die Viren durch die Lüftungsschlitze der LKWs oder auf andere Weise ins Freie gelangen und Wildvögel anstecken könnten.

Die früheren Erklärungen können das aktuelle Geflügelpestgeschehen natürlich nicht erklären, wohl aber Hinweise liefern, auf was alles unbedingt geachtet werden sollte.

Sievert Lorenzen

Foto: © pixabay / skeeze

 

Die wahren Ausbreiter von Geflügelpest – warum nennt das Friedrich-Loeffler-Institut sie nicht?

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Der November ist der übliche Monat, in dem die Geflügelpest (eine gefährliche Variante der Vogelgrippe) bei uns in Deutschland auszubrechen beginnt. Das Friedrich Loeffler-Institut (FLI) auf der Insel Riems bei Rügen kommt dann wieder mit seiner alten Leier, Wildvögel würden das gefährliche Virus verbreiten, und wenn dann einige hiesige Wildvögel am Virus sterben, sieht sich das FLI in seiner Leier sogar bestätigt. In diesem Jahr waren es vor allem Reiherenten an der Plöner Seenplatte, die dem Virus zum Opfer fielen. Weitere Opfer gab es danach in einem Zuchthennen-Betrieb in Angeln (nördliches Schleswig-Holstein), so dass der ganze Bestand von 30.000 Hennen getötet werden musste. Aber wie konnte das Virus in den Hennenstall gekommen sein? Durch Wildvögel jedenfalls nicht, wie versichert wurde, denn der Stall ist eine geschlossene Anstalt. Aber wie sonst? Ja, das fragen sich viele und bekommen von offiziellen Stellen keine vernünftigen Antworten.

Wie seit Jahren immer wieder, kommen die überzeugendsten Antworten nicht aus offiziellen Quellen, sondern wie diesmal aus einer ehrenamtlichen Quelle, dem Wissenschaftsforum Aviäre Influenza (WAI). Zehn Seiten umfasst deren Schriftstück vom 24. November 2016, das hier abrufbar ist und endlich überzeugende Antworten gibt: Schon wieder ist es die global vernetzte Geflügelindustrie, die das gefährliche Virus auf ihren Handelswegen verbreitet, und schon wieder kommt es aus Fernost. Die Viren, die jetzt im Herbst 2016 festgestellt wurden, kamen sehr wahrscheinlich aus Ungarn und gelangten mit Geflügel-transporten nach Polen, Deutschland und Österreich. In diesen drei Ländern richtete das H5N8-Virus tatsächlich Schäden an. Um Autobahngebühren zu sparen, fahren die Geflügel-LKWs gern auf gebührenfreien Überlandstraßen. Eine von ihnen führt direkt am Plöner See vorbei, wo zurzeit tausende Reiherenten überwintern, und direkt am See gibt es sogar einen ziemlich großen Parkplatz. Alles ideal für Viren, um mit der Abluft aus der Ladefläche eines LKWs ins Freie zu gelangen und dort zum Beispiel Reiherenten zu infizieren.

Natürlich seien nicht alle Erkenntnisse vom WAI gesichert, wie das WAI ausdrücklich bemerkt, aber dennoch überzeugen sie, weil aus ihnen gesunder Menschenverstand gepaart mit wissenschaftlicher Gründlichkeit spricht. Die Antworten aus dem FLI dagegen weisen diese Merkmale nicht aus, sie wirken spekulativ und verletzen den gesunden Menschenverstand. Das FLI beherrscht wohl die Identifizierung von Viren und deren vielen Varianten, aber anscheinend nicht die epidemiologische Analyse von Geflügelpest und deren Ausbreitung. Das wirft die Frage auf, ob das FLI womöglich Antworten liefert, die auf die Interessen der Geflügelindustrie zugeschnitten sind. Das könnte manche Ungereimtheit aus dem FLI erklären, aber bitte, das ist nur eine Vermutung. Es ist schlimm genug, dass sie überhaupt ausgesprochen werden kann.

Sievert Lorenzen

Foto: © pixabay / skeeze


Das Schriftstück des WAI finden Sie hier.

Aufruf zur siebten „Wir haben es satt!“- Demonstration

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Es ist wieder Zeit für die „Wir haben es satt!“ – Demo in Berlin. Wie jedes Jahr ruft PROVIEH neben vielen weiteren Verbänden zur Großdemonstration am 21. Januar 2017 im Rahmen der Grünen Woche auf. Seien Sie dabei, wenn erneut hunderttausende auf die Straße gehen und sich für eine faire und bäuerliche Landwirtschaft mit artgerechter Tierhaltung aussprechen. Organisiert wird die Demo von der bundesweiten Kampagne „Meine Landwirtschaft“, die ein Bündnis aus NGO’s und Initiativen aus Landwirtschaft, Ökolandbau, Tierschutz, Entwicklungshilfe und Ernährung ist und zu dem auch PROVIEH gehört.

Laden Sie auch Freunde und Bekannte ein und setzen Sie ein Zeichen! PROVIEH organisiert Mitfahrgelegenheiten aus Kiel und Bad Oldesloe.

Anmeldung und weitere Informationen

 

 

Bei Interesse melden Sie sich bitte bei Svenja Taube, Tel. 0431.2 48 28-13 oder taube@provieh.de.

 

 

 

 

 

Informationsabend zum Thema Massentierhaltung

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Am Montag, dem 12.12.2016, organisieren Schülerinnen vom Gymnasium Klosterschule in Hamburg einen spannenden Informationsabend zum Thema Massentierhaltung.

Die Zehntklässlerinnen beschäftigen sich zur Zeit im Rahmen des Projektes "Klosterschüler machen Politik" mit dem Thema Massentierhaltung und sind so auf die Idee eines öffentlichen Abends gekommen, der sich ganz diesem Thema widmet. Auf der Veranstaltung wird eine Video-Dokumentation gezeigt und es werden weitere kleinere Filme und Vorträge präsentiert. Außerdem gibt eine Diskussionsrunde, bei der auch unsere Fachreferentin Stefanie Pöpken vor Ort sein wird.
Für das leibliche Wohl der Besucher wird gesorgt. Es gibt kleine Speisen und Getränke. Erlöse aus dem Verkauf sollen an PROVIEH gespendet werden.

Kommen Sie uns gerne besuchen. Die SchülerInnen der Klosterschule und wir freuen uns auf Sie!

Die Veranstaltung findet am 12.12.2016 ab 18:30 bis ca. 20:30 Uhr statt. Der Eintritt ist kostenlos.

Veranstaltungsort ist die Aula des Gymnasiums Klosterschule im Westphalensweg 7, in St. Georg. 


Verbindliche Haltungskennzeichnung für Fleisch und Milch

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Warum brauchen wir eine verbindliche Haltungskennzeichnung?

Das Lebensmittel-Konsumbewusstsein europäischer Bürger ist in den letzten Jahren deutlich gewachsen. Verbraucher legen Wert darauf, dass ihr Essen aus nachhaltigem Anbau oder aus ethisch vertretbaren Tierhaltungssystemen stammt. Für die meisten Verbraucher bedeutet Tierwohl Freilandhaltung und dass die Tiere ihre arteigenen Verhaltensweisen ausleben können, wie Grasen, Wühlen und Scharren. Dies nutzt die Lebensmittelindustrie schamlos aus, indem sie Abbildungen von grasenden Kühen und  glücklichen Freilandschweinen auf Lebensmittelverpackungen drucken lässt. Durch diese Art der Verbrauchertäuschung wird es Konsumenten schwer gemacht, eine verantwortungsvolle Entscheidung zu treffen.

Eine europaweite Verbraucherbefragung hat ergeben, dass 75 Prozent der Verbraucher sich eine einfache und klare Kennzeichnung von Fleisch- und Milchprodukten wünschen, denn viele der 3000 Befragten waren nicht in der Lage, die Lebensbedingungen der Tiere anhand der Produktverpackung einzuordnen.

Wie kann eine Kennzeichnung beim Fleisch aussehen?

Eine Kennzeichnung von Milch- und Fleischprodukten sollte klar verständlich und schnell erkennbar darstellen, aus welchem Haltungssystem das Tier stammt, dessen Milch oder Fleisch wir konsumieren. So kann der Verbraucher selbst entscheiden, welche Form der Tierhaltung er mit seinem Kauf unterstützt.

Möglich wäre dies mit einer bereits etablierten Einstufung in 4 Kategorien von 0-3, am Vorbild der Eier-Kennzeichnung.


Bei Fleisch-und Milchprodukten könnte so der Verbraucher unter 4 Kategorien wählen.

-  0: ökologische Erzeugung,
-  1: die Freilandhaltung,
-  2: deutlich mehr Auslauf und Platzangebot

-  3: Tierhaltung nach gesetzlichem Mindeststandard

 

So könnte eine flächendeckende Transparenz der Haltungssysteme sichergestellt und Verbrauchern eine echte Vergleichsmöglichkeit geboten werden, die gleichzeitig zu mehr Tierwohl-Bewusstsein führen wird. Ein positiver und notwendiger Effekt der verpflichtenden Haltungskennzeichnung ist der Einfluss auf die Preisgestaltung. Der Mehrwert bei Kategorie 0 bis 2 ist deutlich erkennbar und die umgesetzten Tierwohlmaßnahmen rechtfertigen einen höheren Verkaufspreis.

Es gibt doch schon so viele Label und Siegel, reicht das denn nicht?

Nur wenige Verbraucher kennen einzelne Tierwohl-Label oder Siegel und wissen für welche Art der Tierhaltung diese stehen. Viele Tierwohlkennzeichnungen sind verwirrend und irreführend. Die genaue Bedeutung der Symbole muss daher vom Käufer recherchiert und überprüft werden. Diese Maßnahmen gehen im Alltagsstress unter. Der Verbraucher tappt weiterhin im Dunkeln und greift daher zum günstigsten Produkt, da ein gesicherter Mehrwert nicht erkennbar ist. Die verpflichtende Haltungskennzeichnung schafft Transparenz und Vertrauen, denn Sie ist kein privatwirtschaftliches Instrument, das darauf abzielt, ein Nischenprodukt auszuzeichnen, sondern um eine Differenzierung am Milch- und Fleischmarkt zu provozieren. Trotzdem steht sie nicht in Konkurrenz zu bestehenden Labels und Siegeln. Im Gegenteil, weitere positive Produkt-Kriterien von seriösen Labeln, wie Bioland oder Demeter sichern zum hohen Tierwohlstandard auch noch ökologische Vorteile.

Was bringt eine Haltungskennzeichnung für die Landwirte?

Derzeit wird eine tiergerechte Haltung nur in seltenen Fällen entlohnt. Dies trifft für Direktvermarkter und Hofläden zu, die ihre Betriebe für Kunden öffnen. Hier kann sich der sehr engagierte Verbraucher selbst ein Bild von den Lebensbedingungen der Tiere machen, deren Produkte er konsumiert. Doch viele Landwirte, die in bessere Haltungssysteme für ihre Tiere investiert haben, können dies nicht vermitteln. Ihre Produkte gehen in den Fleischmassen der Großhändler und Discountern unter und müssen sich dem dortigen Preiskampf beugen. Mit einer verpflichtenden Haltungskennzeichnung würden Landwirte endlich für ihre Bemühungen entlohnt werden. Zudem entstünde damit auch ein Anreiz für tierhaltende Betriebe, noch mehr Tierwohl umzusetzen und somit in eine bessere Kategorie aufzusteigen.

Doch am allerwichtigsten ist, dass eine verbindliche Haltungskennzeichnung das tägliche Leben von Millionen „Nutz“tieren bedeutend verbessern würde, denn wir sind sicher, dass Verbraucher sich dann für ein ethisch vertretbares Produkt entscheiden werden.

Wie geht es jetzt weiter?

Wir werden unseren Entwurf zur Ausgestaltung einer gesetzlichen Haltungskennzeichnung bei Politik, Lebensmitteleinzelhandel, Landwirtschaft und Verbraucherinitiativen vorlegen. Wir werden uns den Argumenten der Gegner aus Politik und Handel stellen und Lösungswege zur Umsetzung aufzeigen. Wir werden Verbündete finden, die uns auf diesem  Weg begleiten, denn die Forderung nach einer transparenten und flächendeckenden Kennzeichnung von tierischen Produkten wird täglich lauter. 

 

 

Sie möchten mit uns über die Haltungskennzeichnung sprechen oder haben weitere Fragen?

 

Angela Dinter

Qualitätsmanagerin und Auditorin (Fleischhygiene und Schlachtung)

Fachreferentin (Schwerpunkt Schweine)

Telefon: 0431.24828-19

E-Mail: dinter@provieh.de

 

Stefanie Pöpken

Diplom-Agraringenieurin

Fachreferentin (Schwerpunkt Geflügel und Rinder)

Telefon: 0431. 24828-14

E-Mail: poepken@provieh.de

 

 

Sie finden die Forderung nach einer Haltungskennzeichnung wichtig?

Helfen Sie uns mit einer Spende oder werden Sie Mitglied bei PROVIEH. Nur dank Ihrer Unterstützung können wir unsere wichtige Arbeit fortführen.

Spenden kann die Welt verändern: Helfen Sie uns!

Fotos: PROVIEH


Weiterführende Informationen:

 

 

 

Unsere Erfolge des letzten Jahres

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Liebe PROVIEH-Freunde,

noch nie war die industrielle Massentierhaltung derart im Fokus der Öffentlichkeit wie heute. Durch das Wissen um die Missstände in der Massentierhaltung und ihre Folgen werden mehr und mehr kritische Stimmen laut. Jetzt verändert sich auch schrittweise das Konsumverhalten der Verbraucher. Das ist eine sehr positive Entwicklung, für die PROVIEH seit 1973 kämpft. Die Aufklärungsarbeit ist PROVIEH sehr wichtig und macht einen großen Anteil unserer Arbeit aus. Es ist schön zu sehen, dass unsere Bemühungen Früchte tragen. Im Jahr 2016 konnten wir mit Ihrer Unterstützung einiges zum Wohle unserer „Nutz“tiere bewegen. Dafür möchten wir Ihnen recht herzlich danken.

Tierschutz in der Schule

Um in einer Gesellschaft dauerhaft Veränderungen herbeizuführen, richten wir unser Augenmerk nicht nur auf die Erwachsenen, sondern auch auf unseren Tierschutz-Nachwuchs. Deshalb freut es uns ganz besonders, dass wir in diesem Jahr unser „Informationsheft für Schüler“ fertigstellen konnten. Das Informationsheft bietet einen Überblick über die gängigen "Nutz"tiere in Deutschland und einen ersten Einblick in die Problematik der industriellen Massentierhaltung. Es wurde zunächst in einer Auflage von 1.000 Stück gedruckt und war so schnell vergriffen, dass wir bereits eine höhere Auflage nachbestellen konnten. Die große Nachfrage von Schulen, aber auch anderen Tierschutzvereinen und Privatleuten zeigt uns, dass ein starkes Interesse für das Thema Tierschutz auch bei Kindern und Jugendlichen vorhanden ist. Unsere Fachreferentinnen durften bereits einige Male Unterrichtseinheiten zum Thema „Nutz“tierschutz begleiten und konnten so vor Ort aufkommende Fragen klären. Dabei waren sie positiv überrascht, mit welcher Neugierde und welchem Vorwissen die Schülerinnen und Schüler an die Thematik herangingen.
Durch unser Schulmaterial kamen junge Menschen auf uns zu, die sich in Projekten mit dem Thema Massentierhaltung beschäftigten und teilweise sehr engagiert für die Tiere einsetzten. Sie planten und veranstalteten mit großem Engagement Informationsabende, sammelten Spenden für PROVIEH oder machten sich auf andere Art und Weise für unsere „Nutz“tiere stark. Das hat uns sehr beeindruckt.
Auch unser Tierschutztrainerseminar 2016 war ausgebucht und wurde begeistert aufgenommen. Ein Folgetermin für 2017 steht bereits.

Politische Arbeit

Das Jahr 2016 war außerdem gekennzeichnet von intensiver politischer Arbeit. Durch die Mitgliedschaft an Runden Tischen und in Arbeitsgruppen im Bereich „Nutz“tierschutz konnte PROVIEH in mehreren Bundesländern maßgeblich auf den Tierschutz einwirken. Neuerdings ist PROVIEH auch Mitglied im Tierschutzbeirat Schleswig-Holstein. PROVIEH hat dadurch die Möglichkeit, ebenso wie durch die Mitarbeit an den Runden Tischen in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Hessen und Bayern sowie den Arbeitsgruppen in Sachsen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, unmittelbar auf tierschutzpolitische Entscheidungsprozesse Einfluss zu nehmen.

Anerkannte Facharbeit

PROVIEH ist Deutschlands ältester Fachverband für „Nutz“tierschutz. Unsere seriöse und fachliche Arbeit fußt auf wissenschaftlichen Recherchen, offenen Gesprächen mit allen Beteiligten und Besuchen auf landwirtschaftlichen Betrieben aller Größenordnungen. Die Facharbeit bildet die Grundlage für unsere Aufklärungs- und Beratungsarbeit, unsere Kampagnen, Projekte und Aktionen. Neben der Facharbeit zu Rindern, Schweinen und Geflügel beschäftigten wir uns 2016 unter anderem mit der Käfighaltung von Kaninchen.
Unsere Fachreferentin Kathrin Kofent konnte erstmalig im Europaparlament in Brüssel mit einer Rede zur Käfighaltung von Kaninchen viele Menschen erreichen und bewegen. Die Haltungsbedingungen der mehr als 325 Millionen Tiere in industriellen Mast- und Zuchtanlagen in Europa sind oft katastrophal und verletzen drastisch die natürlichen Lebensbedürfnisse der empfindsamen Tiere. Deshalb sind wir im Juni nach Brüssel gereist, um unsere Forderungen nach einer Kaninchenhaltungsrichtlinie ins Europäische Parlament einzubringen.

Millionen von Tieren leiden jedes Jahr unter der industriellen Massentierhaltung. Deshalb gibt es PROVIEH. Unsere Lebensader besteht nach wie vor aus Ihren Spenden und Mitgliedsbeiträgen sowie Ihrem unermüdlichen Engagement. Dafür möchten wir Ihnen ganz herzlich danken!

Für unseren Weg zur Abschaffung der Massentierhaltung brauchen wir einen langen Atem. Lassen Sie uns weiterhin gemeinsam für ein besseres Leben unserer „Nutz“tiere kämpfen.

Ein kraftvolles neues Jahr wünscht Ihnen

Ihr PROVIEH-Team

 




 

Verpflichtende „Haltungskennzeichnung“: so funktioniert es

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Seit Jahren fordern wir eine verpflichtende Haltungskennzeichnung. Nun haben wir ein Konzeptpapier zur Haltungskennzeichnung entwickelt.

 

Die Vorteile einer Kennzeichnung von Fleisch- und Milchprodukten liegen auf der Hand:

  • Verbrauchersensibilisierung und –aufklärung
  • Verbindliche, einfache und leicht verständliche Kennzeichnung der Haltungsformen
  • Flächendeckendes Angebot
  • Transparenz und verantwortungsvoller Konsum von Milch und Fleisch
  • Nebeneffekt: Notwendigkeit der Kennzeichnung von Frischware beim Lebensmitteleinzelhandel Fleischtheke (bisher nicht mal  Herkunftskennzeichnung)
  • Keine Konkurrenz / kein Widerspruch zu anderen Labeln und Siegeln – diese können anhand ihrer Anforderungen in die jeweilige Stufe eingeordnet werden
  • Ansporn für die Betriebe für eine Hochstufung bei Fleisch von zum Beispiel Kategorie 3 auf 2 
  • Ausweitung auf Milchprodukte

 

Das Konzeptpapier zur Haltungskennzeichnung können Sie hier herunterladen.

Mehr Informationen unter: www.provieh.de/haltungskennzeichnung 

18.01.2017


Pressemitteilung vom 19.01.2017:Verpflichtende Haltungskennzeichnung auf solidem Fundament


 

Ansprechpartnerinnen

Angela Dinter (Projektleitung)

E-Mail: dinter@provieh.de

Telefon: 0431. 248 28 19

 

Stefanie Pöpken (stellv. Projektleiung)

E-Mail: poepken@provieh.de

Telefon: 0431. 248 28 14

 

Pressemitteilung: Verpflichtende Haltungskennzeichnung auf solidem Fundament

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Schluss mit halbfertigen und halbherzigen Tierschutzlabel-Vorschlägen!

In den Tagen vor der Internationalen Grünen Woche ist es als Politiker schon fast schick das Wort „Haltungskennzeichnung“ in den Mund zu nehmen und diese vehement zu fordern. Viele Organisationen sind ebenfalls auf den Zug gesprungen, jedoch ohne konkrete Ausarbeitungen zu liefern.

PROVIEH e.V. ist seit Jahren ein überzeugter Verfechter der  verpflichtenden Haltungskennzeichnung. Nun haben wir ein Handlungspapier entwickelt, das klar aufführt, wie die Kennzeichnung der Haltung von fleisch- und milchliefernden Nutztieren in Zukunft aussehen kann.

Das „Praxismodell zur Einführung und Umsetzung der verpflichtenden Haltungskennzeichnung“ legt den „Nationalen Bewertungsrahmen“ des Kuratoriums für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL) zu Grunde. Mehr als 50 Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Forschung, alternativen Anbauverbänden, Umwelt- und Tierschutzverbänden, Ministerien, Verwaltung und landwirtschaftliche Beratung haben den Bewertungsrahmen entwickelt und planen noch in diesem Jahr eine grundlegende Überarbeitung.

Die verpflichtende Haltungskennzeichnung bietet flächendeckende, klare und gut verständliche Verbraucherinformation. So können Konsumenten schnell und in jedem Lebensmitteleinzelhandel  erkennen, aus welcher Haltung das Tier stammt, dessen Fleisch oder Milch sie kaufen. Jeder Verbraucher ist damit in der Pflicht seine Kaufentscheidung zugunsten einer besseren und artgemäßen Tierhaltung zu treffen.

Die Eierkennzeichnung war und ist ein großer Erfolg. Nun sollte zeitnah der logische nächste Schritt für die Haltungskennzeichnung aller Nutztiere erfolgen. Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt hätte Gelder und Knowhow, die in die Entwicklung seines staatlichen Tierwohllabels fließen, sinnvoller investieren können. Hier zeigt sich wieder einmal, dass persönliches Profilieren und Tierschutz nicht zusammen passen.

19.01.2017

Wir schicken Ihnen gerne druckfähige Fotos auf Anfrage zu und vermitteln Ihnen auf Wunsch ein Interview mit einer unserer Fachreferentinnen Angela Dinter oder Stefanie Pöpken.

 

Weitere Informationen finden Sie auf unserer Website unter: 

 

Ansprechpartnerinnen/Kontakt:

Angela Dinter

0170 48 75 75 4
dinter@provieh.de

 

Stefanie Pöpken

Tel.: 0176 32 03 75 90

E-Mail: poepken@provieh.de

 

Pressestelle:

PROVIEH – VgtM e.V.

Küterstraße 7-9

24103 Kiel

www.provieh.de

 

PROVIEH bei der „Wir haben es satt!“- Demo 2017 in Berlin

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Im Januar ist es für uns mittlerweile traditionell Zeit, auf die Straße zu gehen. Auch in diesem Jahr hat sich PROVIEH wieder der „Wir haben es satt!“-Demonstration angeschlossen und „Agrarkonzerne: Finger weg von unserem Essen!“ gefordert.

In aller Frühe fanden sich in Kiel wieder Demo-Teilnehmer aus dem ganzen Umland mit Mitgliedern der Kieler Regionalgruppe und PROVIEH-Mitarbeitern zusammen, um gemeinsam mit dem Bus nach Berlin zu fahren. Es war eine ganz bunt zusammengewürfelte Truppe aus altbekannten Gesichtern und neuen Interessierten, aus Jung und Alt – jeder mit dem festen Wunsch, sich der Bewegung anzuschließen und für eine Wende in der Agrarwirtschaft auf die Straße zu gehen. Auf der Fahrt wurden Magazine verteilt und bei einem Quiz spielerisch wissenswertes über „Nutz“tiere vermittelt. Am Ausstieg in Berlin wurden Kostüme angezogen, Schilder, Trillerpfeifen und Luftballons verteilt. Mit unserer PROVIEH-Gruppe machen wir uns auf den Weg zum Treffpunkt auf dem Potsdamer Platz, wo schnell Aktive, Mitarbeiter von PROVIEH und Regionalgruppenmitglieder aus ganz Deutschland zu uns stoßen. Es war wieder schön zu sehen, wie aktiv so viele Ehrenamtliche sich in ihrer Freizeit für den „Nutz“tierschutz einsetzen und gemeinsam mit uns auf die Straße gehen. Während wir uns noch zusammenfanden, Verirrte ausfindig machten, Materialien verteilten und uns untereinander austauschten, fand auf dem Potsdamer Platz die Auftaktkundgebung statt. Neben den Kundgebungen informierte unser Vorstandsmitglied Udo Hansen dort an einem Infostand Interessierte über unsere Arbeit und den „Nutz“tierschutz.

Zum Startschuss der Demo rollten 130 Trecker vorweg, die aus ganz Deutschland zu diesem Event angereist waren. Es folgte in diesem Jahr erstmalig ein Jungbäuerinnen- und Jugendblock. Für die 18.000 Demoteilnehmer begann die Veranstaltung mit einem großen und lauten Sprung in die Luft und einer umgedeuteten Version des Liedes Bruder Jakob. Angespornt durch: „Christian Schmidt, Christian Schmidt, schläfst du noch?“ setzte sich der Demo-Zug in Bewegung und mit ihm unsere PROVIEH-Truppe hinter unserem Banner „“Nutz“tiere schützen – respektiere leben“. Zusammen mit anderen Verbänden, Vereinen, Bauern, Imkern, Natur- und Umweltschützern forderten wir unermüdlich mit Sprechgesang und Megafon auf der Demo eine Erhaltung bäuerlicher Landwirtschaft mit artgemäßer Tierhaltung, Demokratie statt Konzernmacht, die Abkehr von großindustrieller Agrarindustrie und Gentechnik. Als wir am Brandenburger Tor ankommen, war eine Gruppe aus Mitarbeitern und Aktiven schon seit dem Vormittag an unserem gut besuchten zweiten Infostand dabei, mit Interessierten zu sprechen und Materialien auszugeben. Auch hier hatten wir noch einmal die Möglichkeit, uns auszutauschen und Aktive kennenzulernen, bevor es dann für die Kieler zurück zum Bus und auf die Heimreise ging. 

PROVIEH ist Trägerorganisation von „Meine Landwirtschaft“, deren breites Bündnis aus Landwirtschaft, Imkerei, Natur-, Tier- und Verbraucherschutz, Entwicklungsorga­nisationen und dem Lebensmittelhandwerk jedes Jahr zur Grünen Woche zur „Wir haben es satt“-Demo aufruft.

Auch die siebte „Wir haben es satt!“-Demo war wieder ein voller Erfolg. PROVIEH bedankt sich bei allen Teilnehmern, Aktiven und Infostandbetreuern für die tolle Mitarbeit und das Engagement. 

Svenja Taube, 24.01.2017

Fotos: PROVIEH

Hoffnung für Europas Langohren

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„End the Cage Age“ ("beendet das Käfig-Zeitalter") haben sich die britische Tierschutzorganisation Compassion in World Farming (CIWF) und das EU-Parlamentsmitglied Stefan B. Eck auf ihre Fahnen geschrieben.

Europaweit leiden an die 330 Millionen Kaninchen in industriellen Käfiganlagen. Nur in wenigen Ländern gibt es Haltungsvorschriften (siehe PROVIEH Magazin 2/2016)

Vergangenen Sommer trafen sich Vertreter von CIWF, Animal Equality, Schüler für Tiere, PROVIEH und anderen Tierschutzorganisationen gemeinsam mit Herrn Eck und seinem Team im Brüsseler EU-Parlament und sprachen sich in einer gemeinsamen Aktion für mehr Kaninchenwohl aus (siehe PROVIEH-Magazin 3/2016).

PROVIEH unterstützt die unermüdliche Arbeit von Stefan B. Eck und seinem Team. Sie erarbeiteten 2016 Mindestanforderungen für den Schutz von „Nutz“kaninchen für einen Initiativbericht.

Über diesen mittlerweile im EU-Parlament vieldiskutierten Bericht wurde nun endlich am 25. Januar 2017 im Ausschuss für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung abgestimmt.

Starke Gegner

Als Zusammenschluss der beiden größten landwirtschaftlichen Dachorganisationen in der EU („europäischer Bauernverband“ und der europäische Dachverband der landwirtschaftlichen Genossenschaften) lehnt die COPA-COGECA Verbesserungen für Mast- und Zuchtkaninchen ab. Sie ließ im Vorwege der Abstimmungen nichts unversucht, die Abgeordneten zu beeinflussen. Noch zwei Tage vor der Abstimmung versendeten sie eine Abstimmungsliste an alle Ausschussmitglieder. Diese enthielt die klare Empfehlung, gegen die meisten Textpassagen zu stimmen.

Etappensieg

Dennoch wurde der Bericht zur großen Freude aller Tierschützer und Kaninchenfreunde mit 29 Stimmen (bei 7 Gegenstimmen und 9 Enthaltungen) vom Ausschuss angenommen.

Leider wurde der wichtige der Unterpunkt, der verbindliche EU-Rechtsvorschriften über Mindeststandards für die Haltung von Kaninchen in Zucht- und Mastbetrieben fordert, mit einer Mehrheit von nur einer Stimme (21 zu 22) und zwei Enthaltungen abgelehnt.

Durch die Anerkennung des Berichtes besteht dennoch Hoffnung. So kann nun zumindest ein ausdrückliches, offizielles Signal an die Kommission gesendet werden, dass die derzeitigen Haltungsbedingungen für Kaninchen in der EU mangelhaft sind.

Der Kampf geht weiter

Voraussichtlich Anfang März wird das EU-Parlament über den Berichtsentwurf abstimmen. Stefan Eck plant nun einen Antrag zur Abstimmung ins Plenum einzubringen, der eine EU-weite Gesetzgebung für „Nutz“kaninchen fordern soll.

Wir halten Sie in den kommenden Heften und tagesaktuell auf unserer Homepage über Ergebnisse und Aktionen auf dem Laufenden.

 

PROVIEHs Vision für eine artgemäße Kaninchenhaltung:

•               Eine gesetzlich festgelegte artgemäße Auslaufhaltung von Kaninchen im In- und Ausland.

•               Gruppenhaltung mit einem Rammler, mehreren Häsinnen und deren Nachwuchs

•               Zuchthäsinnen sollten höchstens sechs bis acht Mal pro Jahr belegt werden.

•               Platz für die gegenseitige Fellpflege, einzelnes und gemeinsames Ruhen, Aufrichten zur besseren Wahrnehmung und die Möglichkeit zum Verstecken vor Gefahren.

•               Platz, um Futter-, Schlaf- und Ausscheidungsplätze zu trennen.

•               Viel Platz und ein breites Futterangebot von verschiedenen Blättern, Gräsern, Kräutern, Disteln und Rinde

 

Kathrin Kofent, 26.01.2017

In großen Schritten zur „verpflichtenden Haltungskennzeichnung“

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PROVIEH überreicht Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt das „Praxismodell zur Einführung und Umsetzung der verpflichtenden Haltungskennzeichnung“ bei milch- und fleischliefernden Nutztieren.

Eine vor kurzem veröffentlichte FORSA-Studie hat es gezeigt: 79 Prozent der Bundesbürger befürworten eine verpflichtende Haltungskennzeichnung bei Fleischprodukten.

„Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt verzögert mit dem staatlichen Tierschutzlabel eine flächendeckende Kennzeichnung der Tierhaltungsformen. Ein wirksames Instrument zur Verbraucheraufklärung kann nur die verpflichtende Haltungskennzeichnung sein“, sagt Professor Dr. Sievert Lorenzen, erster Vorsitzender von PROVIEH.

PROVIEH hat als einziger Verband einen Vorschlag zur Kennzeichnung von Fleisch und Milch erarbeitet.

Die Grundlage bildet der „Nationale Bewertungsrahmen“ des Kuratoriums für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL). Über 50 VertreterInnen aus Wissenschaft, Forschung und alternativen Anbauverbänden haben mehr als 100 Haltungsformen in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung nach Tierverhalten und Tiergesundheit bewertet. Daraus kann leicht eine Einteilung in die Haltungsstufen 1 bis 3 vorgenommen werden. Die Stufe 0 steht hierbei, wie beim Bio-Ei, für den ökologischen Landbau und die damit zu erfüllenden Auflagen der EG-Ökoverordnung.

„Der Haltungskennzeichnung steht eigentlich nichts im Weg, außer Minister Schmidt und sein Festhalten am staatlichen Tierwohllabel“, resümiert Professor Dr. Lorenzen.

 

Weiterführende Informationen:

 

Kontakt:

Angela Dinter
0431 248 28 19
dinter@provieh.de

Stefanie Pöpken
0431 248 28 14
poepken@provieh.de

 

Pressestelle:

PROVIEH e.V.
Küterstraße 7-9
24103 Kiel
0431 248 28 0
info@provieh.de


Aktiv-Workshop: Gemeinsam für den Nutztierschutz!

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PROVIEH lädt vom 28. – 29. April 2017 zu einem zweitägigen Workshop ins NABU Gut Sunder nach Niedersachen ein. Damit knüpfen wir an den Erfolg vom Aktiventreffen 2015 an. Die Veranstaltung richtet sich an alle Regionalgruppenmitglieder und Aktive von PROVIEH, es sind aber selbstverständlich auch alle anderen Interessierten und Neuzugänge herzlich willkommen.

Der Aktiv-Workshop dient als lockeres Vernetzungstreffen zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen von PROVIEH. Wir möchten allen Ehrenamtlichen mehr Fachwissen vermitteln und ihnen Raum für Diskussionen über „Nutz“tierschutz und Tierhaltungsthemen geben. Zudem geben wir Tipps für die ehrenamtliche Arbeit. Unsere Fachreferentinnen werden den Teilnehmern differenziertes Fachwissen über verschiedene „Nutz“tiere vermitteln, über aktuelle Arbeitsschwerpunkte von PROVIEH informieren, sowie Informationen über unterschiedliche Haltungsformen geben. Schwerpunkte werden die Themen „Massentierhaltung“ und „Umwelt/Klima“, „Langstreckentransporte“ und das große Thema „Haltungskennzeichnung“ sein. Darüber hinaus wird es mit Rollenspielen, Fragerunden und interessanten Diskussionen wieder Platz geben für die praktische Tierschutzarbeit, um für mehr Sicherheit und Selbstbewusstsein an den Infoständen der Ehrenamtlichen zu sorgen.

Die Umgebung des auf Umweltbildung spezialisierten NABU Gut Sunder bietet für die Teilnehmenden eine wunderschöne, naturnahe Umgebung. Die umliegenden Höfe sind prädestiniert für spannende Hofbesichtigungen.

  • Ort: NABU Gut Sunder, OT Meißendorf 29308 Winsen (https://niedersachsen.nabu.de/natur-und-landschaft/natur-erleben/gut-sunder/)
  • Wir werden im Seminarhaus übernachten: Zwei- und Mehrbettzimmer mit geteiltem Bad (es gibt eine sehr begrenzte Anzahl von Einzelzimmern, die erst ermittelt werden kann, wenn alle Anmeldungen eingegangen sind; die Kosten hierfür weichen ab; die Zuteilung erfolgt in Reihenfolge nach Anmeldungen und Verfügbarkeit) → nach Absprache!
  • Kosten: 56,50 € für eine Übernachtung und Vollverpflegung
  • Anreise: Freitag Mittag (28.04.)
  • Abreise: Samstag Nachmittag (29.04.)
    Die Anreise wird von den Teilnehmern selbst organisiert.

Bei Interesse und weiteren Fragen melden Sie sich bitte bei unserer Mitarbeiterin Svenja Taube unter taube@provieh.de oder telefonisch unter 0431-2482813. Wir freuen uns über Ihre Teilnahme.

Der Aktiv-Workshop befindet sich noch in der Planung. Alle neuen Informationen, Anmeldefristen sowie Anmeldeformulare werden hier bekannt gegeben. Schauen Sie gerne vorbei!

 

Unterricht in der Schule - Erlebnisbericht einer Tierschützerin, die auszog um zu unterrichten

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Unser „Informationsheft für Schüler – Unsere „Nutz“tiere“ ist nun schon seit einigen Monaten im Umlauf. Die große Resonanz überwältigt uns. Wir fühlen uns in dem Vorhaben bestärkt, Schulkindern ein Grundwissen zur „Nutz“tierhaltung und zum Tierschutz zu vermitteln.  

PROVIEH im Schulunterricht

Zusammen mit dem Interesse an unseren Schulheften kamen auch Anfragen zur Begleitung des Schulunterrichts durch PROVIEH-Fachreferentinnen.  So durfte ich bereits an mehreren Schulen in unterschiedlichsten Klassenstufen zu vielfältigen Themen rund um die „Nutz“tierhaltung unterrichten. Und es war toll! Im Vorfeld habe ich mich zuerst mit den Lehrern ausgetauscht, um die Inhalte meiner Vorträge zu besprechen. In einer Schule ging es beispielsweise um den Einfluss der industriellen Tierhaltung/Landwirtschaft auf den Klimawandel – ein Aspekt, der ja gerne stiefmütterlich von der Politik behandelt wird. Eine andere Lehrerin wollte näher auf die Bedürfnisse der „Nutz“tiere eingehen und den Unterricht nicht nur als reine Vortragsveranstaltung sondern als eine Art Workshop gestalten.

Gut informierte Schüler

Durchschnittlich 50 Augen- und Ohrenpaare waren pro Klasse auf mich gerichtet. Ich war positiv überrascht, mit welcher Neugierde und welchem Vorwissen die Schüler an die Thematik herangingen. Der Großteil der Schüler hatte bereits mit unserem Informationsheft gearbeitet, worauf wir aufbauen und im Zweifel noch einige Verständnisfragen klären konnten. Immer wieder fiel mir auf, mit welcher Betroffenheit einige Schüler auf die zum Teil tierquälerischen Haltungssysteme reagierten. Sie konnten einfach nicht begreifen, was so gut daran sein soll, dass Tiere zusammengepfercht, ohne Auslauf und Sonne gehalten werden und dass das auch noch gesetzlich erlaubt ist. Meine Vorträge zeigen niemals blutende oder misshandelte Tiere. Trotzdem sind die Zustände bedrückend.
Nach dem Unterricht blieben immer ein paar Schüler zurück, um weitere Fragen zu stellen. Eine Frage wiederholte sich dabei: „Was kann ich tun, damit sich etwas verändert?“ Wie im Schulheft auch, geben wir den Schülern gerne Impulse.

Unsere Zukunft

Die Schüler und Lehrer haben mir gezeigt, wie wichtig es ist, dass wir diese Art der Aufklärung betreiben. Ich bin dankbar, dass ich die Möglichkeit habe, zu einer anders denkenden, aufgeschlosseneren und empfindsameren Welt beizutragen. Wenn sich diese Kinder durch ihr Hintergrundwissen für eine nachhaltige Landwirtschaft stark machen, schaffen sie es vielleicht, eine positive Zukunft mitzugestalten. „Kinder sind unsere Zukunft“ heißt es.
 

PROVIEH-Schulheft

Sie möchten auch unser 52 Seiten starkes „Informationsheft für Schüler – Unsere „Nutz“tiere“ in Ihrer Klasse einsetzen? Nichts leichter als das. Sie können das Heft ganz einfach in unserem Online-Shop bestellen: www.provieh-shop.de.


Möchten Sie Ihren Unterricht durch eine unserer Fachreferentinnen bereichern? Unter 0431. 248 28 14 können Sie Kontakt mit uns aufnehmen. Wir beantworten Ihre Fragen gerne, besprechen mögliche Unterrichtsinhalte und weitere Modalitäten.

 

 

Stefanie Pöpken

Zu Besuch bei "Stolzen Kühen"

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Die PROVIEH-Regionalgruppe Berlin besuchte im August 2016 den Ökohof „Stolze Kuh“ im brandenburgischen Odertal. Dort haben zwei Jungbauern allen Grund, auf ihre wertschätzende Arbeit mit einer kleinen Rinderherde stolz zu sein.

Zwei Bauern und 30 stolze Kühe

Das ganze Jahr auf der Weide, Gras und Heu als Futter und Kälber, die Milch aus dem Euter trinken dürfen. Eine Tierhaltung, die das Wesen der Rinder achtet und die faulen Kompromisse der industriellen Milchviehhaltung nicht eingeht – das wollten wir einmal hautnah erleben. Also machten wir uns auf den Weg nach Lunow-Stolzenhagen.

Kurz vor der polnischen Grenze waren wir am Ziel und wurden auf dem Hof „Stolze Kuh“ von den jungen Landwirten Anja und Janusz mitsamt ihrem kleinen Sohn empfangen. Vor zwei Jahren hat das Ehepaar mit den ersten Kühen hier ihr mutiges Projekt begonnen. Im Gepäck: eine klare Vision und viele Helfer, ohne deren Hände der Traum schnell geplatzt wäre. Zum Hof gehören ein alter Stall und 100 Hektar Acker- und Weidefläche, die bewirtschaftet werden will. Dass dieses Landleben für eine junge Familie seine Tücken hat, dämmerte uns spätestens, als wir uns den Weg durch dorniges Geäst zum Kompost-Klo erkämpften. Man darf nicht zimperlich sein, wenn man es mitten in Deutschland, wo 4,3 Millionen Milchkühe ein trauriges kurzes Leben fristen, besser machen will.

Zimperlich dürfen auch die Kühe nicht sein: Ganzjährige Weidehaltung heißt das Programm. Das gesunde Futter wächst auf den Nationalparkwiesen, im Winter gibt es Heu.

Gefährdete alte Rassen

Die alten Zweinutzungsrassen wie Angler Rotvieh oder Original Braunvieh sind robust genug für dieses naturnahe Leben. Die Rinder leben im sozialen Verbund, behalten ihre Hörner, und statt technischer Besamung kümmern sich die beiden Bullen Nino und Olpe ganz natürlich um neuen Nachwuchs.

Während der langen Führung über Hof und Weiden fiel uns das entspannte Zusammensein der Tiere auf. Alles lief stressfrei ab, und wir waren erstaunt, dass die Kühe sich ganz von allein zum Melken versammelten. Über „Low Stress Stockmanship“, den stressreduzierten Umgang mit Rinderherden, bietet der Hof auch Seminare an.

Ammengebundene Aufzucht

Besonders interessierte uns die ammengebundene Kälberaufzucht. Die ersten Kälber, die wir kennenlernten, waren Hans und Hannah, gerade einen Monat alt. Da ihre Mutter Helma eine gute Amme ist, die sich – so erfuhren wir – ihre Aufgabe selbst ausgesucht hat, durfte auch Kalb Richie bei ihr trinken. Das Wesen der Kuh zu achten heißt hier auch: individuell zu entscheiden, welcher „Job“ jeder Kuh liegt. So nimmt die eine zu ihrem Kalb noch ein weiteres hinzu, die andere aber gibt es nach einer Woche des Säugens ab und liefert fortan Milch für den Menschen. Und was sagen die Kälbchen dazu? - „Die sind nicht wählerisch“, verrät Anja. „Wichtig ist die Entwöhnung in einem langsamen Prozess, der Mutterkuh und Kalb zunächst noch Kontakt ermöglicht.“

Aber wieviel Milch bleibt eigentlich zum Verkauf, wenn Kälber jederzeit trinken können? „Da ist noch Luft nach oben, das Futter muss besser werden“, erklärt Janusz. „Jährlich 4500 Liter pro Kuh sind ein guter Wert, die Methode zur Leistungssteigerung ist hier Grünlandpflege.“

Dann durften wir beim Melken mithelfen und stellten fest: Eine volle Milchkanne wiegt ordentlich, und die gesamte Milch von 24 Kühen in den Tank zu befördern, kommt einem Fitnessprogramm gleich. Die Milch wird als Heumilch über Demeter vertrieben, ein kleiner Teil roh ab Hof verkauft. Dort gibt es auch Wurst und Fleisch – biozertifiziert und naturbelassen. Künftig soll das Sortiment der handwerklich hergestellten Lebensmittel von den „Stolzen Kühen“ noch wachsen: In Planung ist eine eigene Käserei, die über ein Crowdfunding-Projekt realisiert wird.

Unser Patenkälbchen

Zum Abschluss unseres Besuchs lernten wir ein neugeborenes und noch namenloses Kälbchen kennen: Spontan wurden wir zum Paten des Minibullen und suchten den Namen Noah für ihn aus. Auf dem Heimweg nach Berlin spürten wir neuen Mut für die Aufklärungsarbeit gegen Qualhaltung und Agrarfabriken. Bei den „Stolzen Kühen“ konnten wir mit eigenen Augen sehen: Ja, es geht anders!

Kristin Faupel-Reichenbach, RG Berlin

 

„Mich hat persönlich die kraftvolle Überzeugung beeindruckt, welche Anja und Janusz ausstrahlten, als sie uns während der Führung von ihrem Hof erzählten. Ich empfand die Tiere als ungewöhnlich entspannt beim Melken, und es war faszinierend zu sehen, wie die Ammen es zuließen, dass andere Kälbchen trinken durften. Während der Erzählungen hat Anja fortwährend ihre Augen über die Tiere schweifen lassen, um wichtige Beobachtungen machen zu können – ich hatte den Eindruck, dass sie sehr bei den Tieren ist. Schön war es auch, Kühe aus so vielen verschiedenen Rassen nebeneinander zu sehen in ihrer wundervollen Unterschiedlichkeit.“

Sabine Himstedt, RG Berlin

Schweine in Papua – kostbarer als Bargeld

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In Papua-Neuguinea, genauer gesagt in Irian Jaya, einem Teil von Neuguinea hat das Schwein in den Mythen der Einheimischen einen festen Platz. Die Eipo, ein Stamm der Bergpapua,  glauben, dass alle Menschen von sakralen Urschweinen abstammen. Andere Mythen besagen, dass Schweine als Geister in Form von Steinen den Fluss hinuntergespült wurden. Beim Erreichen des Ufers entstanden aus ihnen Menschen, Hunde und Schweine.

Auch Naturphänomene, wie Erdbeben und Blitze werden mit Schweinen in Verbindung gebracht. So sind die Eipo überzeugt, dass in der Mitte der Welt ein Schwein ruht. Wenn es sich bewegt, bebt die Erde.

Die Bergpapua

Irian Jaya ist von einer Gebirgskette mit Gipfeln in 3.000 Meter Höhen durchzogen. Hier leben die Eipo. Ihre Existenz wurde erst 1945 durch Luftaufnahmen bekannt. Bis in die 70er Jahre hatten die Bergpapua keinen Kontakt zur durch die westliche Zivilisation geprägten Außenwelt. Danach wurde das größtenteils isolierte Gebiet langsam sowohl durch Forscher als auch durch die indonesische Regierung erschlossen. Die meisten Dörfer sind inzwischen missioniert und viele sind zum christlichen Glauben übergewechselt; trotzdem ist der alte überlieferte Glaube mit Mythen und den dazugehörigen Riten noch intakt.

Schweine als Tauschware

Schweine sind im Hochland von Irian Jaya extrem wichtig und werden als äußerst wertvoll angesehen. Die Eipo haben ein kompliziertes und bis ins kleinste Detail ausgeklügeltes Schweinetauschsystem. Das erste Verschenken eines Schweines und damit die Aufnahme in den Tauschkreislauf findet in der Regel statt, wenn ein Kind fünf oder sechs Jahre alt ist. Bald darauf gibt der Beschenkte ein Schwein an das Kind zurück. Im späteren Leben wird der Austausch von Schweinen und anderen Gütern verstärkt, um Handelsbeziehungen, Freundschaften und Hochzeiten zu schließen. Sogar Feindschaften und Verbrechen können mit einem Schweinegeschenk beendet oder gesühnt werden. Hierdurch erweitert sich der Schweinetauschkreis eines Mannes. Beim Tod eines Angehörigen wird dem Trauernden ein Kondolenzschwein geschenkt. Das Teilen des gekochten Fleisches mit anderen Mittrauernden wird erwartet. 

Liebevoller Umgang

Die Schweinezucht findet immer in Zusammenarbeit mit dem ganzen Dorf statt, da niemand einen Zuchteber über längere Zeit behalten will. Die Eber müssen ständig beaufsichtigt werden, da sie sonst andere Schweine verletzen oder sich mit weiblichen Tieren paaren könnten. Daher muss der Eber meist an die Leine. Die jungen männlichen Schweine werden, nachdem man sie einmal als sehr junges Tier die Säue decken lässt, kastriert.

Die Eipo geben einzelnen Schweinen Namen, die keine besondere Bedeutung haben und Namen, die entsprechend dem Geschlecht und Alter des Tieres angewendet werden. Die Aufzucht der Schweine erfolgt mit großer Sorgfalt. Sie liegt in der Hand der Frauen, die sich mit viel Liebe um die Ferkel kümmern und die erwachsenen Schweine hüten. Früh morgens werden die Tiere nach draußen gebracht und zunächst an ihrem Futterplatz festgebunden. Später am Tag dürfen die Schweine in brachliegenden Gärten wühlen, suhlen und fressen. Nachts schlafen sie entweder direkt in den Familienhütten oder darunter in speziell angelegten Schweinepferchen. Ab und zu werden auch eigene Hütten für sie gebaut. Die Tiere hängen sehr an ihren Betreuerinnen, von denen sie Streicheleinheiten und Liebkosungen bekommen. Kleine Ferkel werden wie Kleinkinder in Netzen umhergetragen, größere Schweine folgen den Frauen wie guterzogene Hunde.

Die Schweine werden je nach Alter unterschiedlich ernährt. Sehr junge Tiere unter zwei Kilo bekommen weichgekaute Süßkartoffeln, die entweder aus der Hand oder direkt aus dem Mund an das Ferkel verfüttert werden. Die Fütterung der Tiere und die Mahlzeiten der Menschen finden zur gleichen Zeit statt. Manchmal wird den Ferkeln sogar die Brust gegeben, wenn die Versorgerin gerade ein eigenes Kind stillt. Etwas ältere, aber noch nicht ausgewachsene Tiere werden von der Dorfgemeinschaft mit gekochten Süßkartoffeln versorgt. Dazu bekommen sie zerkautes Zuckerrohr und in geringem Umfang auch Blattgemüse. Später gibt man ihnen die Süßkartoffeln roh.

Mythen und Glauben

Die Eipo gehen davon aus, dass ein Schwein geschlachtet werden will. Versäumt man dies, rächt sich das Schwein, indem es seinen Besitzer verlässt. Hausschweine werden nur zu besonderen Anlässen geschlachtet, wie beispielsweise für Gäste. Bei rituellen Anlässen werden geweihte, speziell für diese Anlässe ausgewählte Schweine getötet. In jedem Dorf der Eipo gibt es eine bestimmte Anzahl geweihter Schweine, die in drei Kategorien unterteilt werden. Die erste Gruppe umfasst Schweine, die dorfumfassend zur Sicherung des Schweinebestandes geweiht werden. Sie werden bei allen Schweineriten an erster Stelle geschlachtet. Die zweite Gruppe besteht aus Schweinen, die den Ertrag der Gärten erhalten sollen. Als dritte Gruppe gibt es schließlich die Schweine, die zum Schutz vor Feinden einem bestimmten Krieg geweiht werden.

Für die tägliche Ernährung der Eipo spielt Schweinefleisch allerdings keine entscheidende Rolle, da der Bedarf in erster Linie aus pflanzlichen Quellen, vor allem durch die Süßkartoffel, gedeckt wird. Wird ein Schwein getötet, wird das gesamte Schwein gegessen und verwertet. Manche Teile werden sogar zu einer Art Wurst verarbeitet. Die Gedärme werden dann zuerst gesäubert und anschließend mit Fleisch gefüllt. 
Die Schneidezähne oder die Hauer der Eber von geschlachteten Schweinen findet man oft in Form von Halsketten und Nasenschmuck wieder.
Bis heute bilden Schweine für die Eipo eine wichtige Lebensgrundlage.


Angela Dinter

Wild- und Hausschweine

Schweine gibt es überall im Hochland von Irian Jaya. Dabei wird zwischen Haus- und Wildschweinen unterschieden. In manchen Hochlandgebieten gibt es zudem halb domestizierte Wildschweine. Diese Schweine sind nicht vergleichbar mit bekannten Hausschweinrassen, denn es handelt sich um eher kleine, behaarte Tiere, die dunkel gefärbt sind und manchmal helle Flecken an Kopf oder Hals haben. Sie bewegen sich auch im schwierigen Gebiet des Berglandes sehr geschickt
 

Bilder: Framepool
 

 

Das Walliser Schwarznasenschaf

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Die Walliser Schwarznasenschafe aus der Schweiz werden im Volksmund auch „Ghornuti“ genannt – „gehörnte Schafe“. Beide Geschlechter tragen wunderschöne spiralförmig gedrehte Hörner, die vom Kopf seitlich abstehen. Je älter die Tiere sind, desto länger können die Hörner werden.

Außergewöhnliches Aussehen

Neben den korkenzieherförmigen Hörnern heben sich die, vorwiegend im Oberwallis gehaltenen, Schafe durch ihre ungewöhnliche Farbgebung von anderen Artgenossen ab. Sie zählen mit gutem Grund zu den allerschönsten Schafrassen. Das Schwarznasenschaf stammt vom ausgestorbenen Vispertalerschaf ab, und hat einen weißen Körper mit charakteristisch schwarzen Bereichen an Kopf und Beinen. Die langgliedrigen Beine sind bis über die Knöchel schwarzgestiefelt und an den Knien punktuell schwarz gefärbt. Die schwarzen Flächen am Kopf umfassen die gekrümmte Nase (Ramsnase) bis über die Augen sowie die kompletten Ohren. Die weiblichen Tiere verfügen zusätzlich über eine schwarze Schwanzpartie.

Neben ihrem außergewöhnlichen Aussehen punkten die Schafe durch ihre ruhige freundliche Art. Walliser Schwarznasenschafe sind zudem kräftig und sehr genügsam. Die robusten Tiere sind gute Kletterer und sie kommen hervorragend auf mageren kargen Gebirgsweiden zurecht. Schwarznasenschafe sind asaisonal trächtig und verfügen über sehr gute Muttereigenschaften.

Gute Kletterer

Schwarznasenschafe sind am ganzen Körper inklusive Beinen und Kopf gleichmäßig mit Wolle bedeckt. Diese ist für eine Gebirgsrasse ungewöhnlich dicht und lässt sich besonders gut weiterverarbeiten. Die Tiere liefern ungefähr vier Kilogramm Wolle im Jahr. Sie besteht aus langen, rauen Fasern, welche häufig eine Länge von mehr als zehn Zentimetern erreichen. Neben der Wolle liefern die Tiere Milch und Fleisch, sind aber aufgrund ihrer Genügsamkeit und ihren hervorragenden Klettereigenschaften auch sehr gut als Landschaftspfleger, vor allem in unwegsamen Gegenden, geeignet.

Bei Schafen bilden die weiblichen Tiere kleine Gruppen zusammen mit den Jungtieren. Die Schafböcke bleiben alleine oder schließen sich ebenfalls zu kleinen Gruppen mit einer strengen Rangordnung zusammen, welche durch die Horngröße und/oder Kämpfe festgelegt wird. Ab einer Anzahl von sieben Tieren spricht man von einer Schafherde. 
 

Steckbrief

Die weiblichen Schafe, Auen oder Zibben genannt, wiegen ungefähr 70 bis 80 Kilogramm. Die männlichen Tiere, Böcke oder Widder, werden bis zu 100 Kilogramm schwer. Schafe können bis zu zwölf Jahre alt werden.
Das Walliser Schwarznasenschaf gibt es seit dem 15. Jahrhundert. Die Rasse wurde aber erst 1962 anerkannt und zwei Jahre später in den Schweizer Schafzuchtverband aufgenommen. Die Tiere sind durch ihren Körperbau und die Behornung sowie die robuste Wolle relativ nah an der Wildform der Urschafe und gelten daher als primitive Schafsrasse.


Sandra Lemmerz

 

Fotos oben und Mitte: © Fotolia_eyetronic, Foto unten: © pixabay

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